Wie hoch sind die Verzugszinsen 2022 in Deutschland?

Der Begriff Verzugszinsen spielt eine entscheidende Rolle im finanziellen Geschäftsverkehr, vor allem dann, wenn eine Zahlung nicht wie vereinbart erfolgt. Im Jahr 2022 wurden in Deutschland wieder einmal rechtliche Standards festgesetzt, die die Höhe der zu zahlenden Verzugszinsen definieren. Nach § 288 des Bürgerlichen Gesetzbuches (BGB) werden Verzugszinsen als Sanktion für verspätete Zahlungen erhoben und unterscheiden sich je nachdem, ob es sich um Transaktionen mit Verbrauchern oder zwischen Unternehmen handelt.

In Geschäftsbeziehungen mit Verbrauchern ist der rechtliche Rahmen klar definiert: Der Verzugszinssatz beträgt stolze 8,12%, was dem aktuellen Basiszinssatz von 3,12% plus einem Aufschlag von fünf Prozentpunkten entspricht. Wenn Geschäfte zwischen Unternehmen abgewickelt werden, steigt der Zinssatz sogar auf bemerkenswerte 12,12%, was auf den gleichen Basiszinssatz und zusätzliche neun Prozentpunkte zurückzuführen ist.

Der als Ausgangspunkt dienende Basiszinssatz wird dabei zu Beginn eines jeden Halbjahres angepasst – konkret zum 1. Januar und 1. Juli. Diese Anpassung orientiert sich an den Entwicklungen des Referenzzinssatzes der Europäischen Zentralbank. Für die genaue und aktuelle Höhe des Basiszinssatzes sorgt die Deutsche Bundesbank, die ihre Veröffentlichung im Bundesanzeiger vornimmt.

Doch der Gläubiger muss nicht ausschließlich mit den standardmäßigen Zinssätzen vorliebnehmen. Rechtliche Grundlagen könnten es ihm erlauben, auch höhere Zinssätze zu beanspruchen. Zudem steht dem Gläubiger einer Vergütungsforderung im Falle eines Verzuges durch den Schuldner ein weiteres Recht zu: Er darf eine Pauschalzahlung von 40 Euro fordern, solange der säumige Zahler kein Verbraucher ist. Diese Pauschale kann anschließend mit eventuellen Schadensersatzforderungen verrechnet werden. Dabei sind jegliche Abreden, die den Anspruch auf Verzugszinsen oder die Pauschalzahlung negieren oder einschränken, nur dann gültig, wenn sie nicht grob nachteilig für den Gläubiger sind.

Dieses Wissen um die Verzugszinsen 2022 in Deutschland gestattet es sowohl Schuldnern als auch Gläubigern, die jeweiligen Zinssätze adäquat zu berechnen und ihre Forderungen durchzusetzen. Fachkundige sollten immer die aktuellen Informationen bei offiziellen Quellen wie der Bundesbank einholen.

Was sind Verzugszinsen und wie funktionieren sie?

Verzugszinsen kommen ins Spiel, sobald ein Zahlungsverzug vorliegt. Derartige Zinsen dienen als finanzielle Kompensation für den Gläubiger, der durch die verspätete Zahlung auf sein Geld warten musste. Die Höhe der Zinsen differenziert zwischen Privatkunden (Endverbraucher) und Geschäftskunden (Handel); im Falle von Endverbrauchern werden 4,12 Prozent berechnet, wohingegen Geschäftskunden mit einem Zinssatz von 8,12 Prozent konfrontiert werden können.

Die Zinsberechnung bei Zahlungsverzug erfolgt nach einer einfachen Formel: Der ausstehende Rechnungsbetrag und die Anzahl der Tage, an denen kein Zahlungseingang zu verbuchen war, werden multipliziert mit dem entsprechenden Zinssatz. Diese Methode ist unter dem Begriff kaufmännische Zinsmethode bekannt und gängige Praxis.

Wie sähe nun ein konkretes Berechnungsexample für den privaten Sektor aus? Ein Privatkunde, der beispielsweise Dekorationsmaterial im Wert von 1.000 Euro erworben hat und den Betrag seit dem 15. Oktober nicht beglichen hat, muss mit folgenden Zinsen rechnen: 1.000 Euro x 4,12% = 41,20 Euro pro Jahr. Bei einem Verzug von 100 Tagen entspräche dies einem Wert von etwa 11,29 Euro. Die Gesamtforderung würde demnach auf 1.011,29 Euro anwachsen.

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Für Geschäftskunden sieht die Berechnung ähnlich aus, allerdings ist der anzuwendende Zinssatz größer. Verzugszinsen in Höhe von 22,25 Euro resultieren bei einer Geschäftstransaktion mit einem Vergleichswert, sodass eine Gesamtforderung inklusive Verzugszinsen von 1.022,25 Euro entstünde. Wichtig dabei ist, dass Verzugszinsen stets nur auf den Originalrechnungsbetrag angewendet werden dürfen und nicht auf bereits aufgelaufene Mahngebühren oder früher entstandene Verzugszinsen.

Berechnung der Verzugszinsen 2022 in Deutschland

Um die aktuelle Höhe der Verzugszinsen in Deutschland anzugeben, gibt es spezielle Hilfsmittel und Tools. Eines davon ist der sogenannte Verzugszinsenrechner, den beispielsweise JuraForum.de anbietet. Dieser praktische Rechner integriert dabei die neuesten Basiszinssätze, den Forderungsbetrag, den Beginn der Verzugszeit, das Zahlungsdatum sowie den Zinssatz. Das Ergebnis kann in einer übersichtlichen Tabelle dargestellt und bei Bedarf als PDF heruntergeladen werden.

Ein Schuldner gerät in Verzug, wenn nach dem festgelegten Fälligkeitsdatum keine Zahlung eingeht. Bei einem Zahlungsverzug gilt die Verzugszeit ab der Mahnung nach dem Fälligkeitsdatum. Hin und wieder kann jedoch auf die Mahnung verzichtet werden, wenn spezielle Bedingungen vorliegen. Vertragliche Vereinbarungen nehmen Einfluss auf die Höhe der Verzugszinsen; fehlen derlei Abmachungen, so kommen die gesetzlichen Regelungen zum Tragen.

Die Berechnung der Verzugszinsen basiert auf dem jeweils zum Zeitpunkt des Verzugseintritts gültigen Basiszinssatz zuzüglich eines festgelegten Zuschlags, der abhängig ist davon, ob es sich beim Schuldner um ein Unternehmen oder eine Privatperson handelt. Auch die Dauer der Verzugszeit fließt in die Berechnung ein. Zur Ermittlung der genauen Zinstage wird auf das komplette Kalenderjahr mit 365 oder 366 Tagen (im Falle eines Schaltjahres) Bezug genommen. Das Institut der Zinseszinsen findet bei Verzugszinsen keine Anwendung.

Aktueller gesetzlicher Verzugszinssatz in Deutschland und seine Bedeutung

Der gesetzlich normierte Verzugszinssatz setzt sich in Deutschland im Jahr 2022 aus dem Basiszinssatz plus einem zusätzlichen Aufschlag zusammen, dessen Höhe wiederum davon abhängig ist, ob der Schuldner ein Verbraucher oder ein Unternehmer ist. Speziell in § 288 BGB wird festgehalten, dass ein Gläubiger bei nicht erfolgter Zahlung trotz Fälligkeit und nach gescheiterten Mahnungsversuchen Verzugszinsen fordern kann.

Diese Zinsen können im Extremfall dazu führen, dass der zugrunde liegende Vertrag aufgekündigt wird, insbesondere wenn der Schuldner konsequent säumig bleibt. Der Basiszinssatz, der jährlich zur Anpassung kommt, bildet die Grundlage zur Ermittlung der genauen Verzugszinsen. Er dient zur Beurteilung von Kapitaldienstleistungen und wird von der Deutschen Bundesbank halbjährlich neu bewertet.

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Beispielsweise lag der Basiszinssatz am 1. Juli 2021 bei -0,88 Prozent und wird bei Geschäften mit Verbrauchern um fünf und bei Unternehmern um neun (vor 2014 acht) Prozentpunkte erhöht. Die Ermittlung von Verzugszinsen bezieht somit immer die genaue Zahl der in Verzug verbrachten Tage mit ein. Es ist wichtig zu wissen, dass die geschilderten Regelungen des § 288 BGB sich auf private Geschäfte erstrecken, wohingegen für Forderungen der Steuerbehörden andere Zinssätze angesetzt werden. Der gesetzlich vorgegebene Verzugszinssatz ist essentiell, um Gläubigern einen Ausgleich für Zahlungsverzögerungen zu ermöglichen und stellt sicher, dass Schuldner ihre Zahlungsverpflichtungen pünktlich erfüllen.

Folgen bei Nichtzahlung von Verzugszinsen in Deutschland

Nicht gezahlte Rechnungen und der dadurch verursachte Verzug können weitreichende Folgen nach sich ziehen. In Deutschland ist die gesetzliche Regelung dafür in § 286 BGB (Verzug des Schuldners) verankert. Unterschiedliche Voraussetzungen, wie die Mahnung oder das Ablaufen eines festgesetzten Zahlungsziels, können Zahlungsverzug nach sich ziehen.

Verzugszinsen fallen ab dem Tag an, an dem die Zahlungsfrist überschritten wurde, und müssen bis zum Tag der vollständigen Bezahlung entrichtet werden. Sie werden anhand des § 288 BGB ermittelt; bei Verträgen mit Verbrauchern beläuft sich der Zinssatz auf fünf Prozentpunkte über dem Basiszinssatz, bei Geschäftsbeziehungen mit anderen Unternehmen auf neun Prozentpunkte darüber. Der je nach Datum festgelegte Basiszinssatz wird zweimal jährlich von der Deutschen Bundesbank bekanntgegeben und lag zum Jahresbeginn 2017 bei minus 0,88 Prozent pro Jahr.

Üblicherweise beziehen sich Verzugszinsen auf den Bruttobetrag der Rechnung. Steuerrelevante Faktoren wie die Umsatzsteuer – abhängig von der jeweiligen Versteuerungsart – sind dabei ebenso zu berücksichtigen. Ein wichtiger Punkt ist das ausdrückliche Verbot einer vertraglichen Ausschließung des Anspruchs auf Verzugszinsen nach § 288 Nr. 6 BGB.

Möglichkeiten zur Vermeidung von Verzugszinsen in Deutschland

Verzugszinsen zu vermeiden sollte ein vorrangiges Ziel jedes Unternehmens sein, denn verspätete Zahlungen können die Liquidität erheblich belasten. Im Folgenden einige Strategien, durch die Unternehmen ihre Zahlungsfähigkeit sicherstellen können:

  • Automatisierung der Zahlungsprozesse: Der Einsatz von Buchhaltungssoftware erleichtert die Übersicht offener Rechnungen. Durch Automatisierung und zeitnahe Erinnerungen lassen sich Zahlungsfristen effektiver einhalten.
  • Anpassung des Cashflows: Die Abstimmung von Einnahmen und Ausgaben kann dazu beitragen, dass notwendiges Kapital für die Begleichung von Rechnungen zur Verfügung steht.
  • Bestandskontrolle: Durch eine genauere Überwachung des Lagerbestands kann vermieden werden, dass es zu Überbestellungen und damit zu einer Ansammlung offener Rechnungen kommt.
  • Kommunikation mit Lieferanten: Sollte es zu Verzögerungen kommen, kann das direkte Gespräch mit den Lieferanten oftmals zu einer Verlängerung der Zahlungsfristen führen.

Die dargestellten Möglichkeiten können dazu beitragen, Zahlungsschwierigkeiten vorzubeugen und die finanzielle Gesundheit des Unternehmens zu wahren. Besondere Finanzprodukte, wie bestimmte Kreditkarten für Unternehmen mit längeren Zahlungszielen, bieten zusätzlichen Spielraum und können somit ebenfalls hilfreich sein.

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Bedeutung der Verzugszinsenregelung für Unternehmen in Deutschland

Die Regelung der Verzugszinsen nach § 288 Abs. 1 BGB ist für den deutschen Geschäftsverkehr von großer Wichtigkeit, da sie den Umgang mit finanziellen Verbindlichkeiten definiert. Der Gesetzgeber hat festgelegt, dass Verzugszinsen auf der Basis des Basiszinssatzes berechnet werden, der seinerseits von der Deutschen Bundesbank bestimmt wird.

Der aktuelle Basiszinssatz per 1. Januar 2023 beträgt nach Angaben der Bundesbank 1,62 Prozent. Aufbauend auf diesem Wert wird der Verzugszinssatz definiert: Im Falle von Verbrauchergeschäften beläuft sich der Zinssatz p.a. auf 6,62 Prozent (1,62 Prozent plus fünf). Bei Geschäften zwischen Unternehmen klettert der Satz auf 10,62 Prozent p.a. (1,62 Prozent plus neun). Es ist zu beachten, dass diese Regelungen ausschließlich für nach dem 29. Juli 2014 abgeschlossene Geschäfte gelten.

Des Weiteren hat der Gläubiger bei Nichterfüllung durch den Schuldner das Recht, eine Pauschale von 40 Euro einzufordern. Jedoch bestehen für die Gültigkeit von Vereinbarungen, die den Anspruch auf Verzugszinsen oder diese Pauschale limitieren, strenge Regelungen: Sie dürfen nicht grob benachteiligend für den Gläubiger sein.

Durchsetzung von Verzugszinsen rechtlich in Deutschland

Die Durchsetzung von Verzugszinsen ist in Deutschland eine rechtlich geregelte Angelegenheit. Tritt bei einem Kunden ein Verzug ein, sind Verzugszinsen fällig. Laut § 288 Abs. 1 BGB beläuft sich der Zinssatz auf fünf Prozentpunkte über dem Basiszinssatz für Verbraucher und neun Prozentpunkte darüber für Unternehmer. Wichtig bei der Geltendmachung ist, dass der Verzug auf der Rechnung deutlich vermerkt ist.

  • Mahnkosten treten zusätzlich in Kraft, soweit ein Verzug bereits besteht. Die zulässige Höhe variiert und die Rechtsprechung akzeptiert zwischen 2,50 Euro und 5 Euro je Mahnung.
  • Das Einschalten eines Rechtsanwalts oder Inkassobüros ist oftmals ein effektiver Weg zur Durchsetzung der Zahlungsansprüche.

Ein gerichtliches Mahnverfahren beginnt mit dem Antrag auf einen Mahnbescheid und kann bei ausbleibendem Widerspruch in einen Vollstreckungsbescheid übergehen, der die Inanspruchnahme der Forderung erlaubt.

Vergleich der Verzugszinsenregelungen in Deutschland mit anderen Ländern

Die Regelungen zu Verzugszinsen können international stark variieren. So behandelt beispielsweise die slowakische Rechtsordnung Verzugszinsen im Zivil- und Handelsrecht nach bestimmten Richtlinien: Laut § 517 Absatz 2 des slowakischen Zivilgesetzbuches sind die gesetzlichen Verzugszinsen auf einen Höchstsatz begrenzt und werden automatisch nach dem gesetzlichen Zinssatz berechnet, sofern keine anderslautende Vereinbarung getroffen wurde. Im deutschen Zivilrecht spiegelt sich eine ähnliche Regelung wider.

In der Slowakei beläuft sich der gesetzliche Zinssatz im Zivilrecht auf fünf Prozentpunkte über dem am Verzugstag geltenden Basiszinssatz der Europäischen Zentralbank (EZB). Für Deutschland gelten je nach Fälligkeitsdatum variierende Basiszinssätze

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